Thomas Geduhn

Literatur, Bildung, Kulturvermittlung

Jäger des Grüns *** Nachtflug *** Vor dem ersten Wind

JÄGER DES GRÜNS


Mandarinentiefesgrün.
Unsagbares.

Blattgrün und Fruchtnochsogrün.
Gefunden in den dunkelgrünen
Tiefen der Ozeane, empor gestiegen
als glückliches Glucksen der Evolution.

Smaragde aus den Karbontiefen von Minas Gerais,
leuchten allein aus sich in diesem Grün.
Längst schon pralle Frucht verborgen, gedeckt
durch das Blatt, das Grün, das sich
ineinander und übereinander einander schiebt.

Das Grün der dunkelgrünsten Algen
aus dem Bäumchen wachsen,
wie Humunkuli, die aus tiefen
Wasserträumen, den sauerstoffgeladenen
Strudeln, den energischen Strömen und den gurgelnden Bächen
immer ihren Weg finden
und uns unsere Träume weisen

Weglos, auf der Jagd nach dem tiefen Grün der
Mandarine
und ihren stillen Blattbegleitern.
Mondlos, auf der Suche nach dem Suchtpunkt deiner
Sehnsucht.

Mandarinentiefesgrün.
Unsagbares.
Foto: Angelika Osthues





NACHTFLUG


Ein leichtes Zittern durchfährt den Flugkörper.
Augenblicke später ummantelt mich bange Unsicherheit.
Ich versuche ihr zu trotzen, wie ein Mensch,
der im Keller pfeift
und ziehe mir, einer Burka gleich, mein dickes Fell über.

Später ist alles ruhig;
nur Antriebsgeräusche sind zu vernehmen.
Auch die Erde ist ummantelt, von so vielen Dingen.
Die Luft trägt dunklen Samt, wie eine Abendgarderobe,
ausgehbereit.
Die Helden hinter dem dunklen Saphirhorizont leuchten
seit Äonen.
Und unten liegen /millionenfach/ die Geschichten bereit.

In der Nähe meines Sonnengeflechtes ahme ich
die Erdkrümmung nach, bereit, nie mehr auszusteigen.
Ich stelle mir vor, wir fliegen
über dunklen Regenwald, und gerade jetzt,
auf einem der Bäume, sitzt eine Harphye
und durchdringt mit ihren lautlosen Schwingen
auf der Suche nach Beute die Finsternis.

Nur ahnen kann ich die Ozeane,
bis ein Mondlichtstrahl mir Gewissheit verschafft:
Die Erde ist ein rundes Geheimnis!



Als Video mit eigener Musik vertont unter: http://www.youtube.com/watch?v=rvNRlRBt90c







VOR DEM ERSTEN WIND


Die Nacht ist längst gebrochen, doch noch ist es früh ...
Wie alle Tage: nicht still, nicht starr, nicht ruht das Meer.
Es paart sich mit der Seele,
Ist ein Spiegel ohne Bild.

Ein großer Schwarm kleiner Fische
kommt zum Gruß
vor dem ersten Wind.

Du tauchst ein, Temperaturgrade geraten schwerelos.
Etwas, das jenseits von Sonnenauf- und untergängen,
das jenseits von frisch und laut spritzendem Nass
nimmt Dich behutsam zurück in
die Zeit, die Dir bleibt.

Ein dichter, freundlicher Stoff
betört Dich.
Doch Du folgst final dem Leben,
entsagst der Unterwelt des Wassers,
dem Takt der Stundenbruchteile.

Ein letzter Luftstrom presst sich pfeilschnell
durch’s Atemrohr – und jetzt,
Deine Augen auf der Wasserlinie,
tänzeln die Sonnenkinder eifrig und rufen
mit goldener Stimme den Wind.

Es ist, als würden sie Dir nachlaufen zum Felsenstrand;
Du gewinnst festen Boden unter den Füßen
und verlierst dennoch – eine ganze Welt

Nach dem ersten Wind

Roman

Roman "Fundstücke" 2015 abgeschlossen.

Gegenwartsroman, Science Faction

Stammzellforschung, ein brennendes Thema unserer Zeit.
Mit diesem Thema wird Neuland innerhalb der literarischen Gattung Roman betreten.

Stichworte:

• Biotechnologie
• Embryonale Stammzellen
• Induzierte pluripotente Zellen
• Umbau der Gesellschaft
• Zukunftsvision ´der neue Mensch`

Bad Godesberger Literaturpreis 2014
für einen Auszug aus dem Roman erhalten.
Im Folgenden 2 Auszüge aus 2 Kapiteln:

1. Auszug:

Tagebucheintrag: ”Blinder Fleck“

Jede Tat ist eine Insel in der Zeit, definiert durch vier Koordinaten. Drei durch den Ort, an dem sie stattfindet und eine durch den Zeitpunkt des Augenblicks.
Jeder Moment, der einer Tat vorausgeht, führt zu Veränderungen ihrer Ursache. Und jede Sekunde, die danach verstreicht, wird ihre Wirksamkeit erneut beweisen. Letztlich ist jeder mit seiner Zeit allein.
Auch dies ist Komplizenschaft!
...

2. Auszug

Max Brendel und "Vitacell"

...

Der Gesamtbevölkerung auf lange Sicht helfen. Ja, man wollte auch helfen! Warum nicht. Heute werden in den westlichen Industrienationen mehr als neunzig Prozent aller Schwangerschaften abgebrochen, in denen Trisomie 21 nachgewiesen wird. Es gibt also dieses Diagnoseangebot.
Und wer nimmt es in Anspruch? Die Eltern! Also Menschen, viele Menschen, immer mehr Menschen.

Brendel begriff sich als Komponist von Leben, dessen Werk andere auf die Bühne bringen durften. Komponist von Leben: Das war ein noch weit lukrativerer Zukunftsmarkt, sagte sich Brendel.

Wir entwerfen Konstruktionen jenseits vereinbarter Grenzen; sagen wir solcher, die wir grob gesprochen mit Ethik umreißen. Es sind Grenzen der Wiedererkennbarkeit, die großzügig überschritten werden oder doch zumindest Möglichkeiten, diese Grenzen nicht nur auszuloten, sondern sie frei und neu interpretieren zu dürfen.
Und ja, es braucht Lügen! Das Ideal der Mündigkeit der Bürger wird doch nun wirklich überdehnt. Der Staat muss lügen, wenn es um die Vorbereitung von Zumutungen gegen die eigene Bevölkerung geht.
Der einzelne Mensch muss lügen, weil die Dekonstruktionsversuche an unserer erfahrbaren Welt und der anschließende Versuch, diese wieder neu und sinnhaft zusammen zu setzen, ein Problem mit unserer eingeschränkten Komplexitätsverarbeitung bekommen.
Dennoch akkumuliert das Bewusstsein. Erstaunlich. Das hat doch beinahe etwas Mathematisches. Fast so, als gäbe es eine Gesetzmäßigkeit, nach welcher der menschliche Geist jede Wandlung nach innen transzendiert, um eine Art Schlusspunkt gegen die Komplexität zu setzen.

Die Frage ist doch: Wie holen wir uns als hypnagoge Wesen die Zukunft zurück? Doch nicht, wenn sich Alle beteiligen, sondern indem einige Wenige weniger hypnagog sind. Die Masse darf weiter von der Illusion der Freiheit und ihrer Mitbestimmung der Zukunft träumen. Sie dürfen ihre Gedanken und Gefühle mit in den Schlag nehmen und dort ihre Träume gestalten, mit klaren Zielen.
Und sie sollten ihre Ziele steuern können. Zwischen ihren Visionen, ihren Wachträumen und ihrem Arbeitsalltag anbinden, und dabei für sie alle denkbaren Angebote gestuft exklusiv halten. Zugegeben, ein eher materialistischer Traum. Der Wunschtraum der Durchlässigkeit in einer Gesellschaft. Das hält die Masse auf Trab!
Dazu ist es notwendig, dass man selber Dinge weiß, welche die anderen nicht wissen. Erst das, was niemand von den anderen Menschen weiß, also man selber nur weiß, erlaubt einem, sich selbst zu kennen.
Das ist das echte Selbstgefühl! Das ist der Vorsprung!

Wir kommen nicht auf die Welt, um zu überleben. Nein. All diese Menschen, die vergessen, welche Art von Lebewesen wir Menschen eigentlich sind. Wir kommen auf die Welt, um zu leben. Wir sind dazu da, der Welt unseren Stempel aufzudrücken. Wir hinterlassen Spuren. Immer. Es ist unsere Natur. Punktum!
Kompromisslosigkeit. Klingt nicht eben sozial. Eher klingt es nach Eigensucht, nach Sucht das Eigene und das Fremde voneinander unterscheiden zu können. Vor allen Dingen klingt es nach Sucht. Ich! Ich!

Ich! War das falsch? Wo war die Bremse, diese eingebaute Hemmschwelle? Nett zu sein zu einander, oh ja, das hatte doch einen Stellenwert. Kommt ganz gut an bei vielen Frauen; hat evolutionäres, fortpflanzungsfähiges Potential.

Hamburg, ich hier, die Alster, meine Frau, Nora, unser Haus namenlos, ich Brendel,
B r e n d e l. Es brennt, es brennt, und niemand kommt der rennt, der löscht. Ah, was wissen wir schon vom Löschen! Wer löscht, der kneift! Nora ist keine die kneift, die löscht nicht! Ich auch. Wozu löschen? Sie überlegen jetzt bitte mal selber, was das heißt, ja.
Kommen, ändern, aneignen, das ist die Normalität – seit Jahrhunderttausenden. Alles andere sonst ist kommissarisches Geschwätz. Sie wollen wissen weshalb? Wir sind keine Beauftragten von irgendjemandem. Wir sind uns selber überlassen. Wir müssen selber entscheiden. Also entscheide ich selbst. Wer sonst? Hier ist Schluss. Ich gebe keine weiteren Auskünfte.
...

Lyrik - Beispiele

"NACHTFLUG":




Als Video mit eigener Musik vertont unter:

http://www.youtube.com/watch?v=rvNRlRBt90c
Nachtflug



Ein leichtes Zittern durchfährt den Flugkörper.
Augenblicke später ummantelt mich bange Unsicherheit.
Ich versuche ihr zu trotzen, wie ein Mensch,
der im Keller pfeift
und ziehe mir, einer Burka gleich, mein dickes Fell über.

Später ist alles ruhig;
nur Antriebsgeräusche sind zu vernehmen.
Auch die Erde ist ummantelt, von so vielen Dingen.
Die Luft trägt dunklen Samt, wie eine Abendgarderobe,
ausgehbereit.
Die Helden hinter dem dunklen Saphirhorizont leuchten
seit Äonen.
Und unten liegen /millionenfach/ die Geschichten bereit.

In der Nähe meines Sonnengeflechtes ahme ich
die Erdkrümmung nach, bereit, nie mehr auszusteigen.
Ich stelle mir vor, wir fliegen
über dunklen Regenwald, und gerade jetzt,
auf einem der Bäume, sitzt eine Harphye
und durchdringt mit ihren lautlosen Schwingen
auf der Suche nach Beute die Finsternis.

Nur ahnen kann ich die Ozeane,
bis ein Mondlichtstrahl mir Gewissheit verschafft:
Die Erde ist ein rundes Geheimnis!

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"MANDARINENTIEFESGRÜN" (2011)

Jazzlyrik

Texte: Thomas Geduhn
Musik: Ketil Bjørnstad u. Thomas Geduhn
Ich hoffe, die Dateien sehr bald einstellen zu können.
Einstweilen bitte ich noch um etwas Geduld!

Vielen Dank

Thomas Geduhn

Autor + Anthropologe

* 1955, lebe als Autor und Anthropologe in Köln

Arbeite für AV-Medien, Printprodukte und Internet
Außerdem: mehrtägige Seminare Managercoaching

Veröffentlichungen in Buchpublikationen, Print- und Hörmedien, Lyrik, Prosa, Sachbuch, Rezensionen, Hörstücke und Essays.

Die Ergebnisse meiner anthropologischen Feldforschungen in Kanada habe ich in einem Wissenschaftsband zusammengefasst. Autor des bislang einzigen anthropologischen Sachbuches für Kinder und Jugendliche in Europa.

Zuletzt erschienen:
''Mandarinentiefesgrün'', 2007, Lyrikband
''Gefangen im Kopf'', 2007, Erzählband
''Das RouterPrinzip'', 2010, Sachbuch

Aktuell: Produktion einer Lyrik-CD mit der Musik von Ketil Björnstad.

Fertigstellung des Romans ''Fundstücke'' (2015)

Bad Godesberger Literaturpreis, 2014

Ich schätze Denkwerkstätten und bin zudem überzeugt davon, dass die Naturhaftigkeit und die Kulturfähigkeit des Menschen ihre Synthese in der Selbstbezüglichkeit dieses ‚nackten Primaten‘ finden.

Thomas Geduhn

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