Jäger des Grüns *** Nachtflug *** Vor dem ersten Wind
Mandarinentiefesgrün.
Unsagbares.
Blattgrün und Fruchtnochsogrün.
Gefunden in den dunkelgrünen
Tiefen der Ozeane, empor gestiegen
als glückliches Glucksen der Evolution.
Smaragde aus den Karbontiefen von Minas Gerais,
leuchten allein aus sich in diesem Grün.
Längst schon pralle Frucht verborgen, gedeckt
durch das Blatt, das Grün, das sich
ineinander und übereinander einander schiebt.
Das Grün der dunkelgrünsten Algen
aus dem Bäumchen wachsen,
wie Humunkuli, die aus tiefen
Wasserträumen, den sauerstoffgeladenen
Strudeln, den energischen Strömen und den gurgelnden Bächen
immer ihren Weg finden
und uns unsere Träume weisen
Weglos, auf der Jagd nach dem tiefen Grün der
Mandarine
und ihren stillen Blattbegleitern.
Mondlos, auf der Suche nach dem Suchtpunkt deiner
Sehnsucht.
Mandarinentiefesgrün.
Unsagbares.
NACHTFLUG
Ein leichtes Zittern durchfährt den Flugkörper.
Augenblicke später ummantelt mich bange Unsicherheit.
Ich versuche ihr zu trotzen, wie ein Mensch,
der im Keller pfeift
und ziehe mir, einer Burka gleich, mein dickes Fell über.
Später ist alles ruhig;
nur Antriebsgeräusche sind zu vernehmen.
Auch die Erde ist ummantelt, von so vielen Dingen.
Die Luft trägt dunklen Samt, wie eine Abendgarderobe,
ausgehbereit.
Die Helden hinter dem dunklen Saphirhorizont leuchten
seit Äonen.
Und unten liegen /millionenfach/ die Geschichten bereit.
In der Nähe meines Sonnengeflechtes ahme ich
die Erdkrümmung nach, bereit, nie mehr auszusteigen.
Ich stelle mir vor, wir fliegen
über dunklen Regenwald, und gerade jetzt,
auf einem der Bäume, sitzt eine Harphye
und durchdringt mit ihren lautlosen Schwingen
auf der Suche nach Beute die Finsternis.
Nur ahnen kann ich die Ozeane,
bis ein Mondlichtstrahl mir Gewissheit verschafft:
Die Erde ist ein rundes Geheimnis!
Als Video mit eigener Musik vertont unter: http://www.youtube.com/watch?v=rvNRlRBt90c
VOR DEM ERSTEN WIND
Die Nacht ist längst gebrochen, doch noch ist es früh ...
Wie alle Tage: nicht still, nicht starr, nicht ruht das Meer.
Es paart sich mit der Seele,
Ist ein Spiegel ohne Bild.
Ein großer Schwarm kleiner Fische
kommt zum Gruß
vor dem ersten Wind.
Du tauchst ein, Temperaturgrade geraten schwerelos.
Etwas, das jenseits von Sonnenauf- und untergängen,
das jenseits von frisch und laut spritzendem Nass
nimmt Dich behutsam zurück in
die Zeit, die Dir bleibt.
Ein dichter, freundlicher Stoff
betört Dich.
Doch Du folgst final dem Leben,
entsagst der Unterwelt des Wassers,
dem Takt der Stundenbruchteile.
Ein letzter Luftstrom presst sich pfeilschnell
durch’s Atemrohr – und jetzt,
Deine Augen auf der Wasserlinie,
tänzeln die Sonnenkinder eifrig und rufen
mit goldener Stimme den Wind.
Es ist, als würden sie Dir nachlaufen zum Felsenstrand;
Du gewinnst festen Boden unter den Füßen
und verlierst dennoch – eine ganze Welt
Nach dem ersten Wind